Mein Ziel war es einmal mehr als einen Marathon zu laufen und so fiel meine Wahl auf den DIRNDLTAL EXTREM ULTRA TRAIL bei dem auch eine „Mini-Variante“ in der Länge von 51 KM mit 2100 HM angeboten wird. Der Bewerb findet in Ober-Grafendorf bei St. Pölten statt, wo ich auch 1996 mein Triathlon-Debut gegeben habe……
Freitag 03.08.19: Startnummernausgabe und Race Briefing. Dabei erzählen mir viele Mitstreiter von ihren Erfahrungen bei 100 KM- und 100 Meilen- Rennen. Ich erkläre ihnen meine Zielsetzung: im aufrechten Gang finishen.
Samstag 04.08.19: In der Früh nach Ober-Grafendorf. Dort Ausgabe der GPS-Tracker und danach Bustransfer zum Start nach Schwarzenbach an der Pielach. Die Teilnehmer der Mini-Variante starten bei KM 60 des langen Bewerbs (111km) und laufen dann zurück nach Ober-Grafendorf. Bei der Fahrt schüttet es in Strömen, aber das ist immer noch besser als 38 Grad… Start ist um 1100 Uhr und während des Wartens hört es zu regnen auf. Kurz vor dem Start stelle ich mich nach vorne, weil ich die ersten KM der Strecke bereits erkundet habe und weiß, dass der Pfad sehr eng ist und ich die Läufer mit den Trekking-Stöcken daher nicht vor mir haben will. 1100 Start: 10 Meter flach, über eine Brücke über die Pielach, quer über die Terrasse eines Wohnhauses, über eine Steintreppe hinauf und dann auf einem steilen Trail auf den Eisenstein (6 KM mit 850 HM). Ich laufe vorne mit und gehe nach kurzer Zeit in Führung. Dabei merke ich, dass ich der Einzige bin der die Steilstücke läuft. Nachdem ich mich nicht schon zu Beginn vernichten möchte und die Anderen sicher nicht sooo viel schwächer sind, wechsle ich auch in einen „Lauf-Marschier-Modus“. Auf dem ersten flacheren Abschnitt werde ich von einem Duo (den späteren Erst- und Zweitplatzierten) überholt und einer Dame eingeholt. Gemeinsam erreichen wir nach 55 min den ersten Checkpoint am Gipfel des Eisenstein (1185m). Kurz vorher nehme ich eine Salztablette zur Krampfvorbeugung beim Bergablaufen (hat sich auch in weiterer Folge bewährt). Ein wenig Iso bei der Labe und weiter geht’s; steil bergab über Kuhweiden und durch den Wald Richtung Gscheid (868m). Meine drei Mitstreiter laufen auf und davon, aber ich laufe mein eigenes Tempo um meine Knie zu schonen. Der angekündigte Windbruch kurz vor dem Gscheid ist glücklicherweise halb so wild und ich passiere den „Hindernisparcours“ ohne Schäden; im Gegensatz zu meinem Verfolger, den ich nach dem Steilstück aus den Augen verliere. Nach dem Gscheid verläuft die Strecke eine Zeitlang auf einer Forststraße bergauf Richtung Hohenstein. Die letzten 1,5 KM geht es einen steilen und felsigen Wurzelweg hinauf zum Checkpoint 2 am Gipfel des Hohenstein (1195m), den ich als Vierter erreiche. Danach geht es lange bergab bis nach Schrambach bei Lilienfeld zum Checkpoint 3 (388m). Beim Runterlaufen überhole ich die Drittplatzierte, die nach einem Sturz mit Problemen kämpft. Hinter mir ist weit und breit niemand zu sehen. Offensichtlich laufe ich aber bergab zu verhalten, denn ich werde beim Checkpoint 3 – während ich meine Schuhe ausleere, meinen Camelbak auffülle und mein Drop-Bag mit den Powergels suche – von einem Trio (2 Herren und eine Dame) überholt. Es folgt ein langer zäher Anstieg entlang der Straße Richtung Tradigist. Ich schaffe es die drei wieder zu überholen, aber ich merke, dass ich nicht wegkomme ohne mich zu selbst zu „eliminieren“. Ich beschließe daher mich dem Trio anzuschließen. Kurz vor dem Moarigrabensattel (698m) geht es wieder ins Gelände. Ich merke, dass die drei bergab eindeutig stärker sind, falle etwas zurück und bekomme einen leichten „Durchhänger“. Beim Checkpoint 4 auf der Geiseben (590m) hole ich die drei wieder ein und nach einer kurzen Stoffwechselpause geht es mir besser und ich laufe alleine weiter. Ich versuche wieder etwas zu beschleunigen und erreiche nach dem Geisberg (752m) und ein paar kleineren Hügeln als Dritter die Kaiserkogelhütte (716m). Inzwischen tobt ein heftiges Gewitter aber immerhin ist ST. PÖLTEN schon in Sicht… Beim Bergablaufen folge ich einem Güterweg und ich befürchte, dass ich mich verlaufen habe, da ich keine Markierung mehr sehe. In diesem Moment rufen mich meine Verfolger auch schon zurück. Ich drehe um, bedanke mich, laufe 300m zurück und bin wieder Sechster… So renne ich wieder über ein paar Anhöhen dem Trio hinterher bis zum Checkpoint 5 beim Schindeleck (444m), wo sich einer der Herren nicht aufhält und absetzt. Somit laufen wir zu dritt weiter über einen letzten Anstieg hinweg wieder ins Pielachtal. Beim Runterlaufen bekommt einer meiner Begleiter Krämpfe. Hier kann ich mich für das Zurückholen auf den rechten Weg mit einer Salztablette revanchieren und es geht nach kurzem Stopp weiter. Unten im Tal machen sich die die Krämpfe bei meinem Mitstreiter wieder bemerkbar. Die Dame schließt zu mir auf und wir laufen gemeinsam die letzten vier Kilometer entlang der Mariazeller Bahn Richtung Ziel, das wir mit einer Zeit von 6h20min ex aequo als Vierte erreichen (Siegerzeit 6h06min).
FAZIT: Tolles Erlebnis bei einer sehr gut organisierten Veranstaltung in sehr kameradschaftlicher Atmosphäre. Keine Blasen, keine Krämpfe, lediglich ein paar blaue Zehennägel 😉 und ein kurzer Durchhänger. Zielsetzung mehr als erreicht…