Glocknerkönig 2.Juni 2019 (Martina Draper & Christoph Gruhn)

Martina:
Der Jauerling letzte Woche war schlimmer. Glocknerkönig erfolgreich hinter mich gebracht. Absolut perfektes Wetter mit grandioser Fernsicht. Der Weg zum Start war mit knapp 6 Grad etwas frisch, aber zum Bergauffahren dann optimal.

Ich hatte sooo grossen Respekt vor dem Anstieg und dann gings wirklich easy cheasy – bis auf ein steileres Stück zwischen km 21 und 25 – aber auch das war gut machbar. Jedenfalls hab ich ab km 19 nur mehr überholt und in 2h30 war ich oben – als gesamt 124. Frau. Hätte ich gewusst, dass es nicht so wild ist, waer vielleicht noch mehr drin gewesen – wer weiss …

Christoph: Mission Sub 2 – noch ein Rennbericht vom Glockner.

Das Wochenende hat schon am Samstag vor der Abfahrt – wie immer in letzter Minute – gut angefangen, als mich das Rad im Keller mit einem Patschen empfangen hat. Bitte, soll sein – besser heute als morgen und mit dem Wetterbericht im Gepäck war mir sowieso alles wurscht.
Das Einrollen rund um Kaprun mit Abholung der Startnummern war nett wie immer, nur leider haben mich die Veranstalter im Stress nicht das Team nachtragen lassen – meine Anmeldung stammte noch aus dem letzten Jahr.
In der Nacht hat dann aber der Spaß begonnen – mein Zimmerkollege hat sich wohl im letzten Jahr das Schnarchen angelernt, dazu konnte man bei geschlossener Balkontür locker die Finger durch die Dichtung stecken.

Von Temperatur und Frischluft her wäre das sogar noch begrüßenswert gewesen, wenn nicht unterhalb des Balkons irgendein Industrieklimagerät gewesen wäre, das sich alle 15 Sekunden kurz aktiviert hat. Mit Klopapier in den Ohren und unter zwei Pölstern begraben, bin ich somit erst um 3 Uhr eingeschlafen, was mich in Summe auf zwei Stunden Schlaf gebracht hat. Super Voraussetzungen für die Rekordjagd.
Egal, die Logistik in der Früh war vom Feinsten, so sind wir um halb sieben ziemlich weit vorne im Block für den Pöbel gestanden. Das Stimmungsbarometer war also wieder klar am Weg nach oben.
Wir dann dementsprechend eine halbe Stunde später auch – und wie immer auf den ersten zehn (ziemlich flachen) Kilometern auf der Suche nach einem schnellen Zug, der einen zur ersten Rampe spült. Ab dann ist es für normale Menschen sowieso nur mehr ein Bergzeitfahren. Ich war also wider besseren Wissens komplett übermotiviert, weil ich ja auf meine verbesserte Laktatverarbeitung vertraut habe und bin somit von Gruppe zu Gruppe gesprungen. Erst als ich zum wiederholten Male den 500er am Garmin gesehen habe, hat sich das Hirn wieder ins Spiel gebracht. Dann also mit Schwung in die erste 12% Rampe, natürlich überzieht jeder in der Gruppe und dummer Ehrgeiz lässt auch mich wieder mitmachen. Nachdem ich aber nicht ewig 20W über meiner Schwelle fahren kann, übernimmt erneut der Verstand und ich wundere mich nur, wie man jedes mal wieder so blöd sein kann.

Die Durchgangszeit bei der Maut war dann mit 35 Minuten wirklich flott und ein Indikator, dass die zwei Stunden heuer fallen könnten. Somit rein in den Sweetspot und gemma! Das hat genau eine halbe Stunde funktioniert, dann war da plötzlich eine klare Diskrepanz zwischen Brennen im Muskel und gemessener Leistung zu sehen. Die Höhenluft hat mir heuer auch wieder brutal zugesetzt, was sehr ärgerlich war, weil ich letztes Jahr keine Probleme hatte. Somit war der Rest einfach Glockner as usual – eine Quälerei mit ständiger Hochrechnung, ob sich das ausgehen wird. In der letzten halben Stunde war dann ein ziemlicher Einbruch zu vermerken, da habe ich nochmal 10% an Leistung eingebüßt und mich für mein anfängerhaftes Verhalten verflucht.

Bereit für den Schlussangriff habe ich aber schon die herannahende Rettung gehört und natürlich muss die mich in der letzten Kurve vorm Ziel überholen, was mir dann die Zieleinfahrt verhagelt hat, weil sie im Verkehr stecken geblieben ist und wiederum das Überholen der Rettung ja absolut verboten ist.
Was solls, 1:58 stand am Garmin und so bin ich halt in der Gewissheit, dass es sich eh ausgeht, ins Ziel gerollt. Da hat dann auch wieder die Freude überhand genommen – das lang ersehnte Ziel ist erreicht und auch die Gewissheit, dass ich, als nicht-Bergziege, nächstes Jahr im zweiten Startblock sein darf. Da, wo ich hinwollte, als ich vor fünf Jahren bei meinem ersten Rennen mit dem Rennrad und sehr ehrfürchtig angetreten bin 🙂

— Glockner 2019: 1:58:33, 87. Platz AK und 399. gesamt —

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