Rad WM in Innsbruck – Ride To Höll (Karl Trofeit)


Für den Hermann und mich war immer klar, dass wir uns die Rad WM in Innsbruck vor Ort ansehen und dies mit einen Aktivurlaub verbinden werden. Dass es ein Hobbyrennen auf die Höttinger Hölle geben werde, war uns zwar bewusst, 59 Euro Startgeld wollten wir für 3,2 km allerdings nicht berappen. Mit diesen Gedanken waren wir nicht allein, und so wurden mangels Vornennungen Starter von bekannten Radmarathons eingeladen. Just am Tag unserer Vereinspräsentation in der Kunstwerkstatt fixierten wir unseren Start! Das Wochenende in Innsbruck war zu diesem Zeitpunkt schon lange gebucht. Die Vorfreude hielt sich in Grenzen, hatte ich doch eine ungefähre Ahnung, was mich erwarten würde:  zwar nur 3,2 km lang, aber so steil, wie noch nie gefahren (Maximalsteigung 28 %, lt strava das steilste segment: 500 m a 19,4%🤤)…

Die große Begeisterung sollte dann ein paar Tage vor dem Rennen doch aufkommen als ich die Startnummer 1 zugeteilt erhielt 😀. Warum weiss ich nicht. Dass ich nicht der Stärkste von den Genannten bin, hab ich vermutet🙄! In Tirol ist das Niveau ein anderes als im Osten, und Promi bin ich auch nicht. Aber bei der Heim WM das Hobbyrennen mit Nr 1 fahren zu dürfen, war sensationell!

Wie für den Hermann und mich üblich (drum verstehen wir uns ja auch), nehmen wirs nicht ganz so ernst mit den Rennen und stellen schöne Raderlebnisse in den Vordergrund. So machten wir bei der Anreise am Freitag am Mondsee Halt und fuhren eine herrliche Runde nach Hallstadt und über die Postalm (140 km, 1500 hm), aber mit zurückhaltendem Tempo.

Am Samstag gerieten wir mit ausführlichem Frühstücken, Startnummer holen und Aufwärmen fast noch in Stress. Mit Startnummer 1 war ich im 2. Startblock 😀, auch logisch, störte aber nicht weiter, da in Wellen zu ca. 50 Radlern gestartet wurde. Mein Startnachbar erzählte mir nebenbei, den Ötztaler heuer in 7.30 h gefahren zu sein und in der 50+ Wertung 2. wurde. Somit war auch gleich bestätigt, dass ich die Startnummer nicht wegen meiner bisherigen Leistungen erhielt😀

Nach der ersten Welle standen wir ganz vorne vor zahlreichen Zuschauern und warteten gespannt auf den Start. Endlich war es so weit und es ging neutralisiert hinter dem Motorrad durch die Stadt und über den Inn. Ich orientierte mich recht weit vorne, um nicht von absteigenden Fahrern behindert zu werden. Hermann hinter mir. Bei Rennfreigabe wurde es gleich ordentlich steil. Trotz des Wissens, dass die 500 m knapp vor Schluss die schlimmsten sein werden, versuchte ich, möglichst bei den ersten dabei zu bleiben. Die Höttinger Gasse wurde immer enger und steiler; gleichzeitig entwickelte sich neben der Strecke eine Stimmung bei den Zuschauern, wie man sie in Hobbyrennen sonst nicht erlebt. Laute Anfeuerungsrufe, einige stimmungsmachende Perchten und vom Teufel(Didi Senft persönlich) am Weg in die „Hölle“ begleitet entwickelten bei mir eine ganz besondere Emotionen. Gleichzeitig verließen mich die Kräfte immer mehr. Ich war zu schwach für den Wiegetritt, musste teilweise Serpentinen fahren und die eine oder andere Umdrehung war am allerletzten Zacken. Der Blick nach vorne besagte auchauch ni Gutes: unendliche Steile und ich machte mich mit dem Gedanken vertraut, vielleicht Absteigen zu müssen. Das wäre mit der Nummer 1 vor so vielen Zuschauern eine Schmach der Sonderklasse.

Irgendwann wurde es flacher und irgendwie schaffte ich es doch ins Ziel ohne abzusteigen. Zum Glück werde ich meine Pulswerte nie erfahren, es fühlte sich jedenfalls furchtbar an😎. Hermann kam dann ca 2 Minuten hinter mir und bestätigte meine Eindrücke: „wenn nicht so viele Leute hier gewesen wären, wäre ich abgestiegen“😜

Obwohl ich schon einige der bekanntesten Hobbyrennen gefahren bin, war diese paar Minuten (es waren 12,5) sicher mit Abstand die emotionalsten. Nur wir wissen, wie es sich für die Profis anfühlte, als sie sich am nächsten Tag zum grossen Finale der WM die Hölle hinaufgequält haben😜

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