Die Hitzeschlacht – 11 h Classic Rad Challenge Kaindorf ( Alfred „Bunkibär“ Lazi )
Kaindorf URC – ein Bewerb der erst vor 4 Monaten mein Interesse weckte. Nachdem jeder Bewerb an dem ich teilnehmen wollte abgesagt wurde, wurde die Challenge für mich interessant. Zwar konnte ich mir zu dem Zeitpunkt noch nicht vorstellen, dass ich 12 Stunden fahren könne – war mein Leistungsstand im Mai bei ca 180km/2500hm an einem Tag.
Aber was soll’s, in der Not frisst der Teufel Fliegen und ich wollte heuer unbedingt meinen ersten (Renn)Start bewältigen, auch wenn ich dafür 12h mitfahren muss – Deal
Und so stand ich an einem relativ kühlen Samstag Morgen im Startbereich. Umringt von 6 weiteren CTTlern wartete ich darauf, dass meine Startnummer aufgerufen wurde, denn dank Corona wurde kein Pulk-Start durchgeführt, sondern zu meiner sehr großen Erleichterung, wurde jeder Starter einzeln auf die auf 11h verkürzte Challenge losgelassen und somit war der Stress recht gering.
Begeistert von der wirklich wunderschönen Strecke in einer nicht langweilig werdenden Landschaft fuhr ich die ersten Runden zu schnell, viel zu schnell. Die 200er die ich als Vorbereitung fuhr, zeigten, dass ich einen 25km/h Schnitt (inkl Zeit für Pausen) fahren kann, wenn es flacher ist eventuell einen 27er Schnitt. In Kaindorf hatte ich nach 2h einen 32er Schnitt, ein Fakt der sich später noch sehr schwer bemerkbar machte.
Zuerst ging alles noch recht easy, ich entschleunigte ein wenig mein Tempo, ging auf einen sehr guten 30er Schnitt runter, trank Unmengen, um den immer heißer werdenden Temperaturen zu trotzen, aber schlussendlich waren es dann doch über 30°C und einmal mehr den immer höher werdenden Weixelberg (70hm ?) zu schnell hochgefahren und es war Schicht im Schacht. Nichts ging mehr – Kreislauf am Limit !
Irgendwie hab ich mich noch in unser Basiscamp geschleppt – konnte noch ein „der Mann mit dem Hammer war da“ sagen, mir eine Flasche Wasser schnappen und dann war es mal vorbei für ein paar Minuten.
Pause !!!
Nach 10 Minuten konnte ich dann wieder eine Bananana essen, ein Liquid in mich reinquetschen und noch mehr trinken. Die Brutalität kam dann als ich auf das Garmin blickte und sah, dass es noch 5h waren, die ich zu fahren hatte. Somit war klar, den Schnitt halte ich keine Stunde mehr durch – dieser Schnitt wird jetzt nicht mehr wichtig sein – dieser Schnitt wird ersetzt durch eine niedrige Pulsfrequenz. Focus auf die BpM – sobald sie höher werden, Tempo raus und Watt runter.
Mit diesem Notprogramm ging es dann doch recht gut weiter, ich plauderte mit anderen Fahrern, genoss die schöne Landschaft, die Abfahrt mit bis zu 76km/h und konnte so richtig schön entspannen und chillen. Einfach nur Radfahren und frei sein – grenzgenial 🙂
Jedoch erreichte die Temperaturskala an diesem Tag die 35°C und somit kam ich doch irgendeinmal zu der Grenze – nach der Grenze – nach der Grenze 🙂
Das war aber 3 Runden vor Schluss – mit Matthias im Ziel gemütlich ein Cola getrunken (Respect Mate für die 300km an diesem Tag) und durchgerechnet, dass ich nur mehr 1 1/2 Runden bräuchte um auf die 284km zu kommen – welche mit der Runde vor dem Start für mich das Erreichen meines Ziels von 300km bedeutet. DREIHUNDERT KILOMETER !!! – Anfang des Jahres war mein Zeil 200km/2000hm – meine letzten Reserven flackerten bei dem Gedanken auf, dass ich meine Grenzen sowas von extrem pushen konnte an diesem Tag !
Somit fuhren meine Beine diese letzten 24km – am Schluss traf ich noch Alex (der beeindruckender 6. wurde), Martin H, Alfred M und die Gerti, die bei diesem Bewerb sogar einen dritten Platz für das Team holte. Zwar konnte ich nicht mehr mit ihnen mitfahren, aber wir trafen einander dann im Ziel, glücklich im Ziel zu sein, stolz auf die Leistung und in guter Hoffnung auf Minuten der Entspannung.
Heute, ein paar Tage nach dem Wochenende gehen die Gedanken schon in Richtung 2021. Wieder 12h ? Oder einen 400er probieren, was aber einen 24h Start inkludieren würde. Aber keine Staffel – ist mir zu kurz – ich mag die langen Distanzen, wo ich normalerweise schön ruhig fahren kann und nicht an der Schwelle koffern muss. Speed ist nicht meins, das hat Kaindorf wieder gezeigt.
Aber alle Leistungen (Martin Ws erster 200er nicht zu vergessen) waren nur möglich durch den fantastischen Support unserer CTT-Cheerleaders – die Flaschen nachfüllten, anfeuerten, uns (teilweise laufend) die Bidons reichten – uns zu essen gaben.
Danke – Danke – Danke die Damen, ihr seit die Besten.
obey rule #5 and keep on rolling
Alfred
Deep Insight – 24 h Ultra Rad Challenge Kaindorf (Manfred Mörtl)
Nachdem ich 2018/19 meine Anfängerfehler auf die 24h machen durfte/musste war ich nunmehr bereit 2020 alles besser zu machen und war wirklich gut vorbereitet:
- alle Lehren aus dem Vorjahr gezogen (v.a. verpflegstechnisch, passender Sattel) …
- gut austrainiert und gewichtsoptimiert…
- mit unserem CTT-Support-Bereich sowieso ‚unschlagbar‘!! (großes Dankeschön)
Aber: es sollte wesentlich anders kommen als erwartet!
Anfänglich kam ich ganz gut vorwärts – obwohl wir nicht im Paket starteten konnte ich mich mit dem in der Endabrechnung 2ten meiner AK organisieren und wir fuhren flockig dahin – teilweise war ich sogar auf Platz 1 unterwegs. Alles ging super, wir lösten uns toll ab, der Support – v.a. gewährleistet von meiner Sabine – war gut vorbereitet.
Dann begannen aber seltsamerweise ganz ungute Zustände die ich wahrscheinlich früher ‚behandeln‘ hätte sollen – aber was weiß man denn manchmal schon. Ab spätestens Mitternacht war mein Magen so übersäuert, dass ich ständiges extremes Sodbrennen verspürte und kaum mehr Nahrung oder Flüssigkeit zu mir nehmen konnte. Leider musste ich dann später auch meinen Begleiter ziehen lassen – es war einfach leistungsmäßig nimmer so viel drinnen!
Erst nach einigen Stunden ohne Nahrung und Flüssigkeit (rein ging gar nix, das Trinken von Wasser war schon eine Qual) gestand ich mir endlich selbst einen Boxenstopp ein und legte mich für einige Zeit ins Auto. Das wiederholte ich 2-3 x so alle 3-4 Runden, mein Zustand verbesserte sich allerdings erst leicht nach einer doch längeren ‚Zwangs-Pause‘ (die Sabine hat mich aus Sorge einfach schlafen lassen…dickes Bussi dafür…du hattest vollkommen recht mich vor mir selbst zu schützen).
Zu meinem Zustand kamen zusätzlich, dass
- der Gestank der Schweinemasten auf der Strecke mir Runde für Runde Würgegefühle auslöste (glaube ich riech das immer noch) und
- es extrem heiß war während des Tages und ich nix in mich reinschütten konnte!!
Damit war klar, dass mit einer ‚guten Platzierung‘ und einem ‚Mehr an Kilometern‘ gegenüber 2019 nicht zu rechnen war – mein Körper fuhr auf Sparflamme und ‚Eigenreserven‘. Rückblickend eigentlich erstaunlich, dass ich in diesem Zustand noch ca. 280 – 300 km ohne viel Energie zuzuführen hinter mich gebracht habe – mein Körper hat dabei ca. 4 Kilogramm verloren (die ich gerade brav versuche wieder aufzufüllen…). Was mich am Rad hielt war lediglich der feste Vorsatz das heuer ‚zu beenden‘ und die 24h einmal durchzufahren – egal wie schnell oder weit – auf das ‚trommelte ich mich richtig ein‘!
Was bleibt ist die Erkenntnis, dass nicht alles im Leben so läuft wie geplant, aber man kann mit ein wenig ‚beißen‘ schon auch bissl über seine (vermeintlichen) Grenzen rübergehen…aber ich jedenfalls nimmer bei einem 24h-Rundstreckenbewerb. 😉
Aber: nächste Chance beim Race around Niederösterreich Mitte September…keep on cycling…