Ich hatte das Rennen schon vor einem Jahr am Schirm, weil die Eckdaten (160 km, 3000 hm, komplett gesperrte Straßen und spanischer Spätsommer) einfach verlockend waren. Leider kollidierte das Rennen zeitlich mit dem KOTL – und der ist einfach mein Lieblingsrennen. Gut, mache Probleme lösen sich von selbst, nachdem der KOTL heuer erstmals am selben Tag ausgebucht und ich beleidigt war, war die Marschrichtung somit automatisch vorgegeben. Gleichzeitig war Sabine, wie immer wenn es nach Spanien geht, auch motiviert und so haben wir es zu einem kurzen Urlaub ausgebaut. Das Rennen findet immer gut eine Stunde südlich von Valencia statt, somit war das Rahmenprogramm auch klar. Flug und Teilnahme waren schnell gebucht und besonders das Rennen mit perfekter Organisation (die Firma vom Mallorca 312), Startertrikot und buntem Rahmenprogramm um 50 EUR eine Okkasion.
Die Tage vor der Abreise hat mich der Wetterbericht unglaublich frustriert, weil genau der Samstag der einzig schlechte Tag hätte sein sollen. Wenn man sowas bucht, dann geht man einfach von ungetrübter Sonne aus! Aber bei aller Liebe zum gepflegten Gesuder, muss man das einfach in Relation setzen, denn vor einer Woche gab es in der Region ja schwerste Überschwemmungen mit sogar sechs Toten. Somit war die Regenjacke zwar im Gepäck, aber eigentlich auch unnötig, denn bei 25-30 Grad ist ein bisschen Regen auch egal. Zwei Tage vor dem Start kam dann noch die Meldung, dass die Strecke nach den Unwettern doch nicht ganz frei geworden ist und somit die kurze Variante ganz gestrichen, und die lange Variante auf 143 km und 2200 hm verkürzt wurde.
Wie so oft war dann das Wetter auch besser als angesagt, das Getröpfel war in der Früh nach exakt 10 km vorbei und Straßen wieder trocken. Somit hab ich mir für die flachen ersten 20 km eine gute Gruppe gesucht und wir sind durchs Feld gepflügt. Wie so ziemlich alles in Spanien ist auch das (Renn)Fahren in Gruppen entspannter, Zeichen werden nur gegeben, wenn es notwendig ist und der ganze hysterische Stress wird durch einen rücksichtsvollen Flow ersetzt. Es war echt ein Genuss!
Ab km 23 war es dann aber vorbei mit flach und die Berge haben begonnen – aber eben nicht wie in den Alpen lang und sehr steil, sondern kürzer und tendenziell flacher, dafür mit gefühlt tausend Rampen und Schupfern, was mir ja eigentlich entgegenkommt. Wienerwald auf Steroiden und mit Palmen, könnte man sagen 🙂
Leider verleitet sowas dann auch zum Überziehen, was ich wie immer nicht komplett vermeiden konnte und somit in Kombination mit auftretender Hitze (da waren es schon wieder 30 Grad) mich bei km 90 in einer 16% Rampe fast zum Verzweifeln gebracht hat. Da war kurz der Moment des gezogenen Steckers da. Mit Gel und frischen Getränken bei der nächsten Station war dann aber wieder alles gut und habe das Rennen in dieser unfassbar schönen Landschaft weiter genossen. Das absolute Highlight war ca 20 km vor dem Ende digital aus den Bergen zu kommen und vor sich die Ebene und das Meer liegen zu haben. Gänsehaut!!
Sportlich gesehen war aber immer noch ein Rennen zu beenden und da kam mir zugute, dass die Spanier das Abfahren wohl nicht erfunden haben und so konnte ich Lücken vom Bergauffahren wieder in den Abfahrten zumachen. Danach noch über fünf Hügel im Flachen – die reine Charakterbildung waren, um jedesmal am letzten Zacken in der Gruppe zu bleiben – und dann mit einem 40er Richtung Ziel zu kleschen. Überall waren Gruppen von Leuten am Rand, haben uns fest angefeuert und noch einen kleinen Rest von Energie freigesetzt – so wünscht man sich das! Trotz beginnender Krämpfe war die Zieleinfahrt bei Kaiserwetter großartig und die Glücksgefühle überwältigend. Es hat in Summe brutal weh getan (es waren dann doch 147 km und 2500 hm), aber ich würde es nächste Woche sofort wieder machen! Überhaupt gibt es jetzt ein neues Dilemma – was mach ich, wenn 2020 KOTL und dieses Rennen wieder zeitgleich sind?! Aber gut, das Problem muss nicht heute gelöst werden.
Als kleines zusätzliches Highlight habe ich dann bei der anschließenden Pastaparty Alberto Contador getroffen und mit ihm ein Foto machen dürfen. Da hat sich der kleine Bub in mir unglaublich gefreut 🙂
147 km // 2500 hm // 5:32:48 // Platz 511 von 2000