Heuer überlegte ich bereits früh ob ich den Ausfall von Mallorca nicht mit einem Erstversuch in Kroatien/Istrien kompensieren könnte. Im Juli überkam mich dann der Wahnsinn und ich meldete mich für die verschobene Erstaustragung von Istria 300 an. Der Plan war jedenfalls die lange 300 km und 5300 Hm Strecke zu fahren.
Zusammen mit lieben CTT-Freunden buchten wir in der Vorwoche einen Aufenthalt, um auch noch einen kleinen Urlaub mit dem Bewerb zu verknüpfen…soweit so gut.
Die Woche war dann allerdings wettertechnisch etwas durchwachsen – aber am ‚Tag der Abrechnung‘ zeigte sich der kroatische Wettergott milde und ließ es zumindest nicht regnen (aber huschi war’s schon)…
Um 0630 fanden wir uns beim Startbereich ein, um 0700 sollte es losgehen. In Anbetracht der wechselnden Verhältnisse war die Wahl der Kleidung eher eine Qual…Langarm? Gilet? Ärmlinge? Knielinge? Kurz-Kurz??? Jedenfalls hatte fast jede/r von uns seine individuelle Konfiguration.
Um Punkt 7 fiel der Startschuss und sogleich ging es relativ flott raus aus Porec – trotz der relativ vielen Kreisverkehre gab es kein Problem, da die gesamte(!) Strecke für uns abgesperrt war (Anmerkung: voll geil!!). Mein Plan war, dass ich zumindest bis Kilometer 150/170 mit einer vorderen Gruppe mitfahren könnte – denn es war Wind angesagt. Dies gelang mir dann auch ganz gut, die Gruppe mit der ich unterwegs war finishte dann auch auf den Plätzen 20-30…leider nur halt ohne mich…aber dazu später.
Bis in den südlichen Zipfel von Istrien war das Tempo vorne zwar hoch, ich konnte aber relativ gut mithalten. Dann traf uns aber der Sturm! Ob es die berühmte Bora war oder nur ordentlich Sturm weiß ich nicht – jedenfalls beförderte er das Feld von links nach rechts, kreuz und quer und einige vor mir sogar von der Straße!! Oarg!! Aber kein Nachteil ohne Vorteil – kaum eingedreht hatten wir ihn schon als Freund, nämlich als Rückenwind. Leider kam auch gleich der erste ernstzunehmende Anstieg – und der trennte mich von der unmittelbaren Spitze.
In meiner Gruppe war es zwar fordernd, ich konnte aber mithalten. Aber dann schlug langsam die Streckenführung zu – und zwar unbarmherzig!
Steile Anstiege (bis 15/18 % war schon locker drinnen), Abfahrten auf ‘Eselpfaden’ mit teils 20% und extrem engen Kurven (also meine Carbonfelgen waren am Limit was das Bremsen anging) und lange Abschnitte (Abfahrt um die 10% und ein längerer Anstieg mit 15%) über Geröll und groben/scharfen Schotter. Diese Abschnitte besiegelten dann leider auch mein Schicksal an diesem Tag…
Kurz vor der langen Schotterabfahrt verlor ich die Gruppe und stellte mich auf ca. 130 km Solofahrt ein (hinter mir war lange niemand zu sehen) – was jetzt nicht so mein Problem gewesen wäre. Mein Problem war eher der platte Vorderreifen – und zwar an einer der deppertsten Stellen der Strecke, nämlich im absoluten Nirvana! Naja, schnell Ersatzschlauch raus, wechseln, aufpumpen und in 10 Minuten bin ich spätestens wieder unterwegs…denkste! Der 2. Schlauch hatte auch ein Problem! Oida!! Trotz Hilfe aus einem italienischen Betreuerauto kam nix zustande und ich brach innerlich komplett ab…v.a. auch weil dann plötzlich etliche Fahrer/innen an mir vorbei rauschten. Ich resignierte, meine Motivation war total weg, ich ärgerte mich unendlich, die Welt war ungerecht, mein Geist versagte mir jegliche Weiterfahrt (so wie mein Vorderrad).
Nach Kontaktaufnahme mit der ‘Heimatbasis’ war der Martin Wallner (nach Beendigung seiner Strecke) so lieb und organisierte bzw. führte meine ‘Bergung’ durch, was sich nachträglich als extreme Expedition für ihn herausstellte (ja, ich war in der Pampa). Der Bernhard Zeller gesellte sich dann noch zu mir am Straßenrand – er meinte dann, dass er doch die mittlere Distanz hätte nehmen sollen…
2 Stunden nach meinem unfreiwilligen Stopp dann die Bergung und Heimfahrt – ausgefroren, desillusioniert, verärgert, ohnmächtig und unendlich müde Beine (Ausfahren war nicht und ich fror wie ein Hund während meiner Wartezeit).
Never, ever!! Istrien sieht mich nur mehr als Radtourist! Naja, vielleicht, eventuell, möglicherweise…halt, bin ich denn wirklich so blöd? Hat mich die Rückmeldung vom Veranstalter auf mein (bissl böses) Email leicht weich gemacht? Die Straße hätte ‘fertig’ sein sollen? Nächstes Jahr sicher? Hallo?? Verdammt – ich glaube ich bin nicht zu retten…
Mal sehen. Jedenfalls war der Bewerb toll organisiert, die Laben perfekt. Ist ja noch Zeit – aber der Frühbucherbonus wäre dann weg…oje…
Also, sollte jemand nächstes Jahr glauben, dass er mich am Start von Istria 300 sieht…er könnte Recht haben. (K)ein Abschluss halt…